05.06. – Zwischen Kuhmüttern und Brandruinen: Die siebte Etappe – 18 km von Peñaseita nach Berducedo

Um 7:30 Uhr breche ich nach einem ausgiebigen Frühstück und einem stärkenden Kaffee auf. Der Zugang zum Camino neben der Bar wird von einem großen Hofhund bewacht. Er knurrt und bellt, verteidigt sein Revier. Seine Kette reicht jedoch nicht bis zu mir. Ich gehe einfach weiter. Er beruhigt sich und lässt mich passieren. Eine kleine Machtdemonstration!

Auf dem Weg nach Berducedo

Der schmale Pfad im hohen Gras ist anfangs kaum zu erkennen. In der Nähe eines Baches beginnt ein leichter Anstieg. Grobes Geröll und Felsen erschweren das Gehen. Immer wieder kreuzt ein Bach meinen Weg. Die nassen Steine sind rutschig. Vorsicht ist geboten!

Auf dem Weg nach Berducedo

Der Weg wird steiler. Ich passiere eine Kuhweide. Eine berührende Szene: Ein Kalb liegt friedlich im Gras. Seine Mutter liegt daneben und hat beschützend ihrem Kopf auf ihr Junges gelegt. Kühe symbolisieren im keltischen Glauben das Mütterliche, das Nährende und Beschützende. Diese Vorstellung berührt mich.

Die Natur zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Der Weg wird immer steiler. Vogelgezwitscher begleitet mich. Das Grün der Umgebung ist herrlich. Die Anstrengung des steilen Geröllpfads nehme ich kaum wahr. Der Anblick der Kuhmütter und ihrer Kälber lässt meine Gedanken in die Kindheit schweifen. Eine schöne Erinnerung!

Der höchste Punkt meiner Reise

Nach etwa einem Drittel der Strecke erreiche ich den heutigen höchsten Punkt auf 1150 Metern. Kurz davor muss ich mitten durch eine Kuhherde. Auch hier sehe ich viele Kälbchen. Ihre Mütter beäugen mich misstrauisch. Wahrscheinlich sind sie Wanderer gewohnt. Sie bleiben friedlich und lassen mich passieren. Eine Begegnung der besonderen Art!

Der höchste Punkt ist überschritten, bei Montefurado geht es wieder abwärts.

Hinter dem Pass geht es steil bergab über grobes Geröll. Der Abstieg ist genauso anstrengend wie der Aufstieg. Jeder Schritt will gut überlegt sein. Ich bin schweißgebadet. Ein altes Gedicht aus meinen Zwanzigern kommt mir in den Sinn:

„Du gehst den Weg und schaust zurück,
Und denkst voll Traurigkeit an all das Glück,
Die Freuden einst aus schönen Tagen,
Die hinter dir am Wege lagen.

Du gehst den Weg, der voller großer Steine liegt,
Verfluchst die Macht, die deinem Leben diesen einen Weg nur gibt.
Doch geh den Weg, schau nicht zurück,
Denn vor dir, Junge, liegt das Glück!“

Durch Brandstiftung zerstörte Sträucher

Der Abstieg führt mich zwischen verkohlten Büschen hindurch. Der Geruch von Asche und Verbranntem liegt noch in der Luft. Die Überreste von Brandstiftung! Mir wird erzählt, dass Bauern in Asturien Wälder anzünden, um gegen Wölfe zu protestieren, die ihr Vieh reißen, und gegen die Politik, die die Wölfe schützt. Ich sehe den Schaden mit eigenen Augen. Eine traurige Realität!

Ist es sinnvoll, die Natur aus Protest zu zerstören? Die Feuerwehr hatte große Mühe, die Brände zu löschen, wie man mir berichtet. Eine sinnlose Zerstörung!

Laut Reiseführer soll es in Lago eine Bar geben. Meine Getränke sind fast leer. Ich brauche dringend eine Pause. Nur noch fünf Kilometer bis zum Ziel!

Doch in Lago gibt es keine Bar. Ich gehe weiter. Der Weg führt durch einen lichten Nadelwald. Der Boden ist weich. Keine größeren Steigungen mehr. Gegen 15 Uhr erreiche ich Berducedo. Drei Pilgerherbergen stehen zur Auswahl. Zuerst kehre ich in einer Bar ein. Ein kühles Cerveza und eine kurze Ruhepause für meine müden Beine. Eine willkommene Erfrischung!

Die Pilgerherberge „Camino Primitivo“ in Berducedo.

Nach der Pause suche ich mir eine Herberge. Ich entscheide mich für die „Camino Primitivo“. Die private Herberge bietet 34 Plätze in drei Schlafsälen, Decken und Heizung. In der Bar gibt es Menüs und Frühstück. Noch nie habe ich eine heiße Dusche so sehr genossen wie heute! Jetzt noch schnell die Wäsche waschen, dann kann ich endlich entspannen.