Tag 1: Von Siegburg nach Blankenberg

Von Regen und Gewitter und atemberaubenden Ausblicken

Heute ist der erste Tag unserer zehntägigen Wanderung im Siegtal. Gemeinsam mit meinem Sohn Jonathan mache ich mich auf den Weg und bin gespannt, was uns erwartet.

Unsere Reise beginnt am Sonntagvormittag in der noch ruhigen Siegburger Fußgängerzone. Schon bald folgen wir dem idyllischen Verlauf des Siegburger Mühlengrabens.

Abtei Michaelsberg, Autor: Beckstet, Bildquelle: Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Abtei_St.Michael(Siegburg)

Unser Weg verläuft nun unterhalb des Michaelsberg mit seiner alten Abtei und führt uns weiter bis zum Wolsberg, einem beeindruckenden vulkanischen Basaltkegel. Ab hier beginnt unser eigentlicher Wanderweg, der Natursteig Sieg. Die Aussicht ist atemberaubend.

Doch dann, wie aus Nichts, überfällt uns plötzlich ein heftiger Regen. Der Himmel öffnet alle Schleusen, und wir sind bereits in kurzer Zeit klatschnass! Die steilen An- und Abstiege auf den schmalen Pfaden an den steilen Hängen werden durch den heftigen Regen mit einem Mal zu einer wahren Rutschpartie.

Wald im Regen, Autor: Faldrian, Bildquelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/holz-licht-dammerung-landschaft-3939902/

Schlimmer kann es schon kaum noch kommen – oder etwa doch? Zu allem Überfluss setzt nun auch noch ein heftiges Gewitter ein. Da entdecken wir, in Richtung Kloster Seligenthal, eine rettende Schutzhütte. Dort suchen wir Zuflucht.

Als das Gewitter endlich nachlässt, sind wir beide noch immer vollkommen durchnässt. Aber nichts soll uns aufhalten! Wir ziehen weiter und erreichen schließlich die historische Klosteranlage Seligenthal.

Klosterhof Seligenthal (Siegburg), Autor: Olbertz, Bildquelle Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Seligenthal_(Sieg)
Kreuzigungsgruppe Seligenthal, Autor: Olbertz, Bildquelle Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Seligenthal_(Sieg)
Impressionen unserer Wanderung

Auf einem wunderschönen Pfad am Johannisbrünnchen vorbei können wir endlich wieder die Sonne genießen. Unsere Trekkinghosen und T-Shirts trocknen im Nu. Mittagspause! Jetzt erst einmal etwas stärken.

Impressionen unserer Wanderung
Eine kurze Verschnaufpause

Eine Weile darauf sind wir wieder voller Energie. Weiter geht es!

Unser Weg führt uns durch Wälder, über aussichtsreiche Höhen, entlang malerischer Bachtäler und durch landwirtschaftliche Flächen. Der Wechsel der Landschaften bringt uns zum Staunen.

Schon führt uns der Weg eine steile Schlucht hinunter zum Brölbach und dann wieder hinauf zum Stachelberg. Ganz nett anstrengend!

Impressionen unserer Wanderung

Aber die Aussicht? Einfach WOW! Der Blick über das weite Siegtal und das majestätische Siebengebirge ist atemberaubend.

Impressionen unserer Wanderung

Schließlich erreichen wir die mittelalterlichen Stadt Blankenberg. Die mächtigen Mauern der Stadt scheinen uns zu begrüßen, als wären wir Ritter, die nach einer epischen Schlacht zurückkehren.

Mühle zu Blankenberg (Untere Steiner Mühle)
Alte Stadmauer von Blankenberg
Der Grabenturm
Burgruine Blankenberg

Doch unser Abenteuer ist noch nicht vorbei! Wir erkunden die St. Katharina Kirche und wandern weiter in das geheimnisvolle Tal des Ahrenbaches. Die engen Täler und die kleinen Quellen erscheinen uns wie eine Märchenlandschaft.

Schließlich führt uns unser Weg hinauf und über eine Wiesenfläche nach Süchterscheid, wo wir die erste Etappe beenden wollen.

Nette Menschen sorgen für uns Wanderer
Nette Menschen sorgen für uns Wanderer

Was für ein Tag! Über 36 km anspruchsvolle Pfade, ein heftiges Gewitter, wilde Anstiege und atemberaubende Ausblicke – Jonathan und ich sind beide erschöpft, aber glücklich.

Und während wir uns bei einem leckeren Bier erholen, freuen wir uns schon voller Abenteuerlust auf die nächsten Tage unserer Wanderung.

Tag 2: Blankenberg bis Eitorf

Von romantischen Tälern und spannenden Begegnungen

Heute haben wir uns von der Sieg entfernt und das Hinterland des Siegtals erkundet. Und was sollen wir sagen? Es war ein Tag voller Überraschungen, schöner Landschaften und spannender Begegnungen!

St. Josephskapelle, Mittelscheid, Stadt Hennef
Impressionen unserer Wanderung

Unser Tag begann mit einer entspannten Wanderung entlang des Ravensteiner Bachs. Die vielfältige Landschaft mit ihren Waldgebieten und Tälern war ein wahrer Genuss für unsere Augen und unsere Seele. Bevor der Bach in den Krabach mündete, konnten wir die malerische Kulisse in vollen Zügen genießen.

Impressionen unserer Wanderung
Impressionen unserer Wanderung

Besonders begeistert waren wir vom romantischen Krabachtal. Die Ruhe und die beeindruckenden Berghänge, die das Tal umgaben, ließen uns innehalten und die Magie der Natur auf uns wirken. Das Tal bot vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten eine besondere ökologische Nische, und wir fühlten uns privilegiert, diese unberührte Schönheit zu erleben.

Blick auf Merten
Tempelportal ‚Phantom‘, Schlosspark Merten
Kloster Merten

Nachdem wir Merten besucht hatten und beeindruckt von seinem ehemaligen Kloster und der Burg waren, führte uns der Weg durch schmucken Laubwald stetig bergan. Die 234 m hohe Erhebung „Küpp“ konnten wir umrunden und genossen danach einen Abschnitt durch eine lichte Walderneuerungsfläche, der uns zu einem Wiesenweg ins idyllische Mengbachtal führte.

Entlang des Bachlaufs folgten wir dem schmalen Pfad und ließen uns von der ruhigen und malerischen Umgebung verzaubern. Der Weg brachte uns schließlich auf die „Gecksbitze“, wo wir eine grüne Lichtung unter Kastanienbäumen entdeckten. Ein einsamer Obsthain und die Storcker Hütte mit ihrer gemütlichen Wanderliege luden uns zu einer ausgedehnten Rast ein. Der Blick von hier war einfach atemberaubend!

Unsere Reise führte uns weiter durch das Dörferbachtal und entlang bewaldeter Hänge nach Bohlscheid. Die fantastische Fernsicht war ein stetiger Begleiter auf dieser bequemen Strecke. Doch das war noch nicht alles – auf schmalen Pfaden begegneten wir dem Überbuschbach und wanderten von dort über den Kelterser Berg und die Siegbrücke nach Eitorf.

In Eitorf besuchten wir den Skulpturenpark „Vetere“, und hier wurde es richtig spannend! An jeder Ecke gab es faszinierende Kunstwerke zu entdecken. Und als wäre das nicht schon aufregend genug, trafen wir sogar den Künstler persönlich! Er erzählte uns von seinem Leben und wie er zur Kunst gekommen war – eine wahrhaft inspirierende Begegnung!

Nach den aufregenden Erlebnissen im Skulpturenpark setzten wir unseren Weg durch Eitorf fort und erreichten schließlich den gemütlichen Landgasthof Irlenborner Hof, wo wir für die Nacht gebucht hatten.

Trotz des durchwachsenen Wetters und unserer müden Beine von gestern haben wir heute etwa 20 km zurückgelegt. Jeder Schritt war es wert, denn die vielfältige Landschaft und die spannenden Begegnungen haben diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.

Wir sind dankbar für all die Schönheit und Abenteuer, die uns dieser Tag beschert hat. Morgen geht es weiter, und wir freuen uns auf das, was noch kommen mag.

Tag 3: Von Eitorf bis Herchen

Von Stechpalmen und steilen Abstiegen

Heute starten wir im Morgennebel. Der Zuweg führt uns zunächst über den Kelterser Berg auf den Hauptweg. Dann geht es hinauf nach Oberbohlscheid, wo sich uns weite Ausblicke über die umliegenden Feld- und Wiesenflure sowie die Erhebungen des Bergischen Landes eröffnen.

Impressionen unserer Wanderung

Auf und ab führt uns der Weg durch Mischwald. Immer wieder fallen uns dabei die mächtigen Stechpalmen auf, die in Deutschland nicht überall gedeihen, hier aber einen idealen Lebensraum finden.

Impressionen unserer Wanderung

Oberhalb von Oberottersbach wechseln sich Wälder und Wiesen ab. Wir genießen die wunderschönen Ausblicke ins Tal.

Impressionen unserer Wanderung

Wir umrunden Rieferath auf schönen Pfaden und Waldwegen durch Laubwälder, die sich mit lichten Walderneuerungsflächen abwechseln.

Impressionen unserer Wanderung

Auch im Kaltbachtal wächst nach dem Verlust von Fichtenwäldern sukzessive ein neuer Wald heran. Kurz bevor der kleine Kaltbach in die Sieg mündet, überqueren wir das schmale Dehlenbachtal auf einem engen Pfad.

Impressionen unserer Wanderung

Wir steigen steil bergauf zu den Erdbeerfeldern und Apfelplantagen des „Appelhofs“.

Impressionen unserer Wanderung

Über einen Höhenpfad oberhalb der Siegschleife geht es dann weiter nach Herchen, dem Ziel unserer heutigen Reise. Hier haben wir für die nächsten zwei Übernachtungen eine Ferienwohnung gemietet.

Impressionen unserer Wanderung

Die Vermieter unserer Ferienwohnung sind total nett. Die Vermieterin hat uns zum Supermarkt gefahren, weil es hier im Ort keine Einkaufsmöglichkeit gibt. Im Anschluss an unseren Einkauf ist sie noch mit uns rumgefahren und hat uns noch viel von der Umgebung gezeigt.

Impressionen unserer Wanderung

Bei unserer heutigen Wanderung haben wir in der Hauptsache viel Natur gesehen, zwischen endlosen Maisfeldern durch, über Höhen mit wunderschönen Ausblicken auf eine weite, grüne Landschaft, aber leider auch immer wieder steil bergab ins Tal zurück. 25 km haben wir heute zurückgelegt. Durch die steilen Abstiege waren Jonathans Kniegelenke am Nachmittag ziemlich am schmerzen.

Morgen werden wir es ruhiger angehen und sehen, ob sich Jonathans Kniegelenke dadurch wieder erholen. Wenn es nicht besser wird, müssen wir unsere Wanderung abbrechen.


Tag 4: Rund um Herchen

Von einem Tag voller Überraschungen

Heute wollen wir es eigentlich ruhig angehen lassen und ohne Gepäck die Umgebung von Herchen erkunden. Doch es kommt anders.

Die Kirche St. Peter in Herchen

Zunächst wollen wir uns die alte Kirche St. Peter von innen ansehen. Doch sie ist leider geschlossen.

Also machen wir uns an den steilen Aufstieg zum Thingplatz. Ein Thingplatz ist eine Versammlungsstätte mit Gerichtsbarkeit bei den germanischen Völkern. Der Thingplatz in Herchen ist eine beklemmende Spur unserer Vergangenheit. Die Nationalsozialisten haben nämlich die alten Germanen für ihre eigenen Zwecke missbraucht. So entstand unter ihnen ein theaterähnlicher Versammlungsort kombiniert mit einem Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Heute dient er als Erinnerung an Deutschlands dunkelste Vergangenheit.

Der Thingplatz in Herchen

Nach dem Thingplatz geht es weiter einen schmalen Pfad entlang, der uns mitten an einem steilen Hang immer weiter nach oben führt. Kaum haben wir die schönen Waldpfade oberhalb von Herchen verlassen, erheben sich nach der Überquerung einiger Wiesenflächen die ersten Dächer von Stromberg.

Blick auf Herchen oberhalb des Thingplatzes

Wenn es aufwärts geht, muss man auch irgendwann wieder absteigen. Aus großer Höhe führt uns unser schmaler Pfad wieder abwärts bis ins ganz ins Tal hinunter und dann an der Sieg entlang. An ihrem Ufer stehen einige jahrhundertealte Eichen. Auch Kormorane gehen hier auf Fischfang und machen es sich in den Bäumen gemütlich.

Auf unserem Weg an der Sieg entlang entdecken wir ein merkwürdiges Häuschen. Es ist klein und aus Holz gebaut. Auch das Dach is aus Holz und an der Tür hängt ein Schild mit der Aufschrift „Hexenhäuschen“.

Ein Hexenhäuschen?

Ob es sich wirklich um ein Hexenhäuschen handelt, weiß ich nicht. Aber es ist auf jeden Fall ein schönes Fleckchen Erde und ich werde es mir morgen noch einmal genauer ansehen.

Am Bahnhof Herchen wollen wir nach einer Einkaufsmöglichkeit suchen. Doch auch hier sind wir erfolglos. Also machen wir uns auf den Rückweg an der Sieg entlang.

Das malerische Herchen

Nach einem Mittagessen in unserer schönen Ferienwohnung machen wir uns zur zweiten Runde auf. Immer neben der Sieg her geht es über viele Kilometer ohne Steigung bis in einen Ort, wo wir einen REWE finden. Nachdem wir uns Verpflegung für Morgen besorgt haben, nehmen wir für den Rückweg eine kürzere Strecke. Diese führt uns erneut eine lange Strecke steil bergauf und durch den Wald an einem Hang wieder steil herunter.

Plötzlich rutsche ich mit meinem Fuß ab und wäre fast an einem kleinen Wasserfall heruntergefallen. Ich kann mich gerade noch so halten.

Impressionen unserer Wanderung

Die Wege hier sind malerisch und wunderschön, aber häufig auch sehr abenteuerlich, über Felsen, Wurzeln und manchmal auch über kleine Bäche.

Obwohl wir es heute ruhig angehen wollten, haben wir nun doch wieder weit über 20 km hinter uns gebracht. Morgen soll es dann mit Gepäck weiter gehen auf unserer Strecke. Jonathans Knie hat sich heute nur wenig beschwert und ich freue mich auf noch mehr Abenteuer.


Tag 5: Von Herchen bis Schladern

Von einem Abenteuer auf glatten Sohlen

Der fünfte Tag unserer Wanderung im Siegtal beginnt mit einer unerwarteten Wendung – meine Wanderschuhe sind Geschichte. Die Sohle hat sich in den vergangenen Tagen so weit gelöst, dass sie heute Morgen im Müll landete. Jonathan rettet mich mit seinen Turnschuhen aus der Patsche, die eigentlich nur für den gemütlichen Aufenthalt in unseren Unterkünften gedacht waren und bereits ein glattes Profil aufweisen.

Impressionen unserer Wanderung
Impressionen unserer Wanderung

Ein leichter Nieselregen begleitet uns, nachdem die Nacht heftige Regenfälle gebracht hat. Alles ist glatt und matschig. Der Start erfolgt auf dem Philosophenweg, einem schmalen Pfad am Steilufer der Sieg. Der ehemalige Fichtenwald erwacht zu neuem Leben, und die jungen, schlanken Bäume kämpfen sich empor. Die Aussicht ist atemberaubend, doch die rutschigen Bedingungen erfordern höchste Konzentration.

An einer besonders matschigen Stelle gerate ich ins Rutschen, falle in Brennnesseln und kann mich nicht mehr aufrichten. Jonathan greift beherzt zu meinem Wanderstab, und nach einiger Mühe ziehe ich mich hoch. Unverletzt setzen wir unsere Wanderung fort.

Auf breiteren Wegen erklimmen wir eine teilweise bewaldete Höhe mit einem grandiosen Blick auf das Windecker Ländchen. Nach einer kurzen Pause geht es steil bergab zur Sieg, eine Herausforderung mit engen Kehren und fast 80 Höhenmetern auf nur 200 Metern Strecke!

Schutzhütte und Aussichtspunkt
Blick aufs Windecker Ländchen

Die idyllischen Siegauen um Hoppengarten bieten eine willkommene Ruhepause. Der Blick vom Auenberg auf die umliegende Landschaft ist beeindruckend. Weiter führen uns enge Pfade durch Laubwald hinab nach Übersetzig und zurück ans Siegufer. Ein fantastischer Pfad schlängelt sich in leichtem Auf und Ab über dem Fluss, und wir fühlen uns wie in einer anderen Welt.

Die Natur entfaltet sich auf dem Natursteig Sieg in voller Pracht, insbesondere im unter Naturschutz stehenden Wiesental bei Dreisel. Seltene Pflanzen und Tiere begeistern uns. Nach der Querung der Sieg durch einen lichten Eichenwald erklimmen wir steil Altwindeck, um die beeindruckende Burgruine Windeck zu bestaunen.

Die Burgruine Windeck

Nach einer ausgiebigen Mittagspause wagen wir uns zum Bodenberg. Der steile Aufstieg ist weniger anstrengend als befürchtet, doch der matschige Weg und das Umklettern von Bäumen stellen uns auf die Probe.

Die Sieg-Wasswerfälle

Die Sieg-Wasserfälle, leider nur aus der Ferne zu bewundern, bilden das letzte Stück vor unserer Unterkunft.

Unser Hotel, geführt von einem leidenschaftlichen FC-Köln-Fan, empfängt uns herzlich. Der Tag endet mit angenehmer Gesellschaft und einem köstlichen Abendessen.

Ein weiterer Tag voller Abenteuer und Naturgenuss liegt hinter uns, und wir freuen uns auf das, was noch kommt.

Tag 6: Von Schladern bis Pracht

Von einem abenteuerlichen Aufstieg zum „Alter Stuhl“

Heute, am sechsten Tag unserer Wanderung im Siegtal, geht es von Schladern aus durch einen Hohlweg in einen stillen Bergwald. Der Weg führt steil hinunter zum Westertbach, den wir über Trittsteine überqueren. Nach zwei weiteren Anstiegen erreichen wir die Bachmühle im Rosbachtal.

Von der Bachmühle aus führt uns ein spannender Trampelpfad steil und felsig hinauf zum Aussichtspunkt „Alter Stuhl“. Die Aussicht von hier oben ist atemberaubend. Wir können bis ins Siebengebirge blicken.

Aussichtspunkt „Alter Stuhl“
Aussichtspunkt „Alter Stuhl“

Nachdem wir uns sattgesehen haben, geht es hinab ins Burgbachtal und später durch den Auer Wald mit seinen 200 Jahre alten Eichenriesen.

Während Jonathan die Steigungen locker und schnell nimmt, keuche ich meist mit vielen Metern Abstand hinterher. Ich ärgere mich immer wieder über den Weg, der uns ständig nur aufwärts zu führen scheint. „Warum müssen wir ständig bnergauf und können nicht einfach mal auf einer Ebene bleiben?“, frage ich Jonathan. „Die Abstiege sind doch viel schwieriger und gehen insbesondere auf die Gelenke“, antwortet er mir.

Was mir sehr gefällt, sind die schmalen Pfade an den Hängen entlang. Sie wirken auf mich sehr abenteuerlich und sind genau nach meinem Geschmack. Auch die Landschaft ist wunderschön.

Auf schmalen Pfaden
Auf schmalen Pfaden

Inzwischen habe ich das Gefühl, dass mir die Aufstiege nicht mehr ganz so schwer fallen. Ich muss zwar immer noch stark keuchend hinter Jonathan her kraxeln, aber ich komme voran.

Impressionen unserer Wanderung

Zu Beginn meiner Wanderung hatte ich durch die steilen Abstiege Probleme mit meiner rechten Hüfte bekommen. Das hat sich aber inzwischen gegeben. Wir haben die Länge unserer Etappen in den letzten Tagen auch immer moderat gehalten und die vorgegebene Strecke entsprechend gekürzt.

Impressionen unserer Wanderung

Am Nachmittag erreichen wir unser heutiges Etappenziel, den Landgasthof „Im kühlen Grund“ in Pracht (Au an der Sieg).

Ich bin froh, dass ich mich zu dieser Wanderung entschlossen habe. Es ist zwar nicht immer einfach, aber es macht auch viel Spaß und ich merke, dass ich inzwischen durch das Wandern etwas fitter geworden bin. Nun will ich schauen, was die nächsten Tage bringen.

Tag 7: Von Pracht bis Wissen

Von Regenwetter, einer Wespenplage, einem Sturz und einem grandiosen Ausblick

Heute, am siebten Tag unserer Wanderung im Siegtal, geht es von Pracht aus über Au an der Sieg zunächst ans Ufer der Sieg.

Weiter führt uns unser Weg durch einen dichten Wald bis zum Hauptweg oberhalb des Bahnhofs. Auf dem Hochplateau oberhalb von Opperzau öffnet sich der Wald und wir hätten einen tollen Blick über das Siegtal gehabt …
… wenn das Wetter nicht so schlecht wäre.

Blüten im Regen

Die Natur dagegen, wirkt im Regen geradezu magisch!“

Da wir bisher nur durch Regen laufen, hat Jonathan meine Kamera nun in seiner Regenjacke verstaut. Für uns geht es hinunter ins Tal, zum Bellinger Bach.

Es ist inzwischen Mittag geworden und der Regen hat nachgelassen. Wir erreichen eine Schutzhütte, die wir für unsere Mittagsmahlzeit nutzen wollen. Leider hat uns ganz schnell eine Wespe entdeckt, die bald auch darauf noch ihre zahlreiche Familie zum Essen mit einläd.

Tag 8: Rund um Wissen

Vom Frust über matschige Waldwege zu einem ganz besonderen Erlebnis

Unsere heutige Wanderung führt uns 20 Kilometer rund um Wissen. Am Anfang ist unser Weg noch idyllisch.

Impressionen unserer Wanbderung
Waldweg

doch je weiter wir in den Wald kommen, desto schwieriger wird es. Die Spuren von Forstfahrzeugen haben unseren Pfad in ein Schlammchaos verwandelt, das uns mit jedem Schritt tiefer einzusaugen scheint. In dem rutschigen Matsch wird das Vorankommen zur Herausforderung, und meine Laune sinkt mit jedem klebrigen Schritt.

Plötzlich kommt uns so ein monströses Forstfahrzeug genau entgegen. Trotz der Breite des Pfades füllt es mit seinen riesigen Rädern den gesamten Weg aus. Da ein Hang und dichtes Gestrüpp uns hindern, bleibt kaum Platz zum Ausweichen. Wir versuchen es mit einem Schritt rückwärts, ein wenig höher den Hang zu hinauf. Mit angehaltenem Atem pressen wir uns gegen die stacheligen Büsche, während die riesigen Räder des Fahrzeugs nur wenige Zentimeter an unseren Füßen vorbeischrammen.

Ich will keine voreiligen Schlüsse ziehen über die Zweckmäßigkeit solcher Maschinen im Wald, aber die Begegnung lässt mich genervt und frustriert zurück. Selbst nachdem das Ungetüm an uns vorbei ist, müssen wir noch eine gefühlte Ewigkeit durch den schlammigen Morast waten, unsere Gedanken mehr auf den nächsten festen Schritt gerichtet als auf die umliegende Schönheit.

Durch Forstfahrzeuge vermatschter Waldweg

Doch plötzlich erleben wir dann doch noch ein unerwartetes Highlight: Ein liebevoll gepflegtes Wegkreuz kommt in Sicht. Obwohl ich schon viele solcher Kreuze gesehen habe, strahlt dieses eine besondere Aura aus, die mich fasziniert. Schnell ziehe ich mein Handy hervor und mache ein Foto.

In diesem Moment bemerke ich einen Mann mit einem Berner Sennenhund, der auf uns zukommt. Nur ein Spaziergänger, denke ich. Doch dann spricht er uns an. „Haben Sie schöne Aufnahmen machen können?“ fragt er freundlich.

Wegkreuz

Ich antworte ihm, dass ich selten so ein schönes Wegkreuz gesehen habe und dann berichtet er uns voller Stolz die Geschichte dahinter. Das Kreuz wurde vor etwa einem Jahrhundert von den Dorfbewohnern errichtet, um das Tal zu schützen. Seitdem hat sich seine Familie liebevoll darum gekümmert. Seine Mutter hat es gepflegt, bevor er die Verantwortung übernahm, und nun sorgt er dafür, dass es immer in bestem Zustand bleibt.

Die Begegnung mit diesem stolzen Hüter des Wegkreuzes bringt uns nicht nur Einblicke in die lokale Geschichte, sondern auch die Freude darüber, wie einfach unser Interesse einem Fremden ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann.

Wir versuchen, in einigen Metern von der Schutzhütte entfernt, weiter zu essen, werden aber schon bald wieder entdeckt. So gibt es für uns heute ein Mittagessen to go.

Nach unserer bewegten Mittagspause geht es weiter über den Bellinger Bach und wieder den Berg hinauf. Inzwischen wird der Himmel wieder dunkler. Schon bald fallen auch die nächsten Tropfen, aber diesmal nicht sehr viele und der kleine Schauer ist schnell wieder vorbei.

Ich bin in Saschas geliehenen Schuhen unterwegs und passe besonders gut auf, nicht auszurutschen. Doch nun habe ich etwas von meiner Konzentration verloren. Wegen der Breite des Weges und der harmlos aussehenden Umgebung habe ich nicht mehr richtig aufgepasst. Prompt rutsche ich im nassen Gras aus, mache einen halben Spagat und falle mit meinem linken Bein aufs Knie.

feuchte Wege und rutschiges Gras

Da ich nach vorne gefallen bin, komme ich diesmal ohne Probleme wieder hoch. Auch Brennnesseln sind hier keine in der Nähe. Nur meine Hose ist bis zum Knie voller Lehm und auch ziemlich nass.

Als wir in Dünebusch ankommen, kommt die Sonne nun endlich hinter den Wolken hervor. Genau zur richtigen Zeit. Hier thront nämlich die Kanzelsley hoch über dem „Hämmscher Land“ und ein toller Ausblick über das romantische Siegtal tut sich uns auf.

Hinab geht es ins idyllische Tal des Holperbaches und wieder hinauf nach Bitzen. Das kleine Örtchen müssen wir durchqueren, dann geht’s wieder steil hinab zum Holperbach. Wir müssen den Bach überqueren und dann hinauf nach Holschbach, hier haben wir einen letzten schmucken Blick auf die Hügel über dem Siegtal, ehe wir den Zuweg nach Wissen erreicht haben.

Impressionen unserer Wanderung

Wie bereits während unserer gesamten bisherigen Wanderung, konnte ich mich, trotz des Regens, auch heute wieder an der schönen Landschaft und den schönen Häuschen erfreuen. Und um uns herum blühte die Natur. Und auch wenn Regen und rutschige Wege eine Herausforderung für mich sind, so merke ich doch, wie mir die Freiheit „on the road“ zu sein, mit jedem Tag mehr gefällt und ich mich von Tag zu Tag gesünder und fitter fühle.

Tag 9: Von Wissen nach Grünebach

Von magische Begegnungen und einem Tag voller Überraschungen

Heute erleben wir auf unserer Wanderung viele unerwartete Begegnungen. Am Morgen treffen wir einen Mann, der seinen Hund ausführt. Er bemerkt uns mit unseren Wanderrucksäcken und erkennt: „Ihr habt heute noch einen weiten Weg vor euch.“ Wir unterhalten uns eine Weile, und er zeigt großes Interesse an unserer Wanderung. Zum Abschied wünscht er uns einen guten weiteren Weg und sagt, dass der nächste Teil unserer Strecke sehr schön ist.

Altes Gemäuer

Das Wetter ist uns heute hold. Obwohl es bewölkt ist, bleibt es während unserer gesamten Wanderung trocken. Die Temperatur ist ideal zum Laufen – nicht zu kalt, aber auch nicht zu warm.

Bald befinden wir uns wieder mitten im Wald. Neben dem Klang unserer eigenen Schritte hören wir nur das Murmeln des nahegelegenen Waldbachs und den Schrei eines Greifvogels.

Impressionen unserer Wanderung

Plötzlich taucht eine seltsame Gestalt mitten im Wald auf. Sie ist nackt, sitzt auf einem Holzklotz und starrt uns einfach nur an. Als wir näher kommen, erinnern mich ihre großen nackten Füße an Gollum aus dem Herr der Ringe. Wie ist sie wohl hierher gekommen, und warum sitzt sie mitten im Wald? Wir bekommen keine Antwort und rätseln weiter, während wir unseren Weg fortsetzen.

Gollum im Wald

Etwa einen Kilometer weiter versperrt uns ein imposanter Ritter den Weg. Er steht mitten auf dem Pfad, stützt sich auf sein Schwert und scheint niemanden passieren lassen zu wollen. Glücklicherweise bemerkt er uns nicht, als wir an ihm vorbeischleichen. Glück gehabt!

Ein Ritter bewacht den Wanderweg.

Wir diskutieren lange über die beiden seltsamen Gestalten. Doch nachdem uns nichts Ähnliches mehr begegnet, verblasst das Bild dieser merkwürdigen Begegnungen langsam, und unser Weg sowie die schöne Umgebung rücken wieder in den Vordergrund.

Einmal entdecke ich im Wald an einer lichtdurchfluteten Wegkreuzung eine größere Fläche wunderschöner, intensiv roter Blumen. Sie wirken eher wie Gartenblumen als wie Wildblumen. Gerade deshalb fasziniert mich ihr Anblick besonders. Es passt zu den anderen unerwarteten Begegnungen an diesem Tag.

Blumen im Wald

Nach einer Weile erreichen wir nach unserer Mittagspause einen Gipfel mit einem Gipfelkreuz. Wir haben den höchsten Punkt unserer heutigen Wanderung erreicht. Um das Gipfelkreuz herum liegen bunt bemalte Steine, auf denen Passanten Glücks- und Gesundheitswünsche hinterlassen haben.

Gipfelkreuz

Der Rest unseres Weges besteht hauptsächlich aus einem langen Abstieg. Nach 25 km erreichen wir schließlich unsere letzte Unterkunft für diese Wanderung. Morgen steht uns noch eine letzte längere Etappe bevor, bevor es am Abend zurück nach Hause geht.

Tag 10: Von Grünebach nach Mudersbach

Von der Liebe, alten Legenden und wichtigen Erkenntnissen

Der letzte Tag unserer Wanderung am Siegsteig ist ein anspruchsvoller Aufstieg zum Druidenstein im Westerwald. Dieser Abschnitt unserer Tour ist geprägt von langen und teilweise steilen Anstiegen.

Ich habe mir vorgenommen, mein eigenes Tempo zu gehen und nicht immer mit Jonathan mitzuhalten. Das fällt mir aber nicht leicht. Jonathan ist ein erfahrener Wanderer und hat eine gute Kondition. Für ihn sind steile Aufstiege ein Kinderspiel, doch ich merke, wie ich mich oft verleiten lasse, beim Tempo anderer mitzuhalten und dabei mein eigenes zu vernachlässigen. Ein altbekannter Fehler, den ich endlich überwinden sollte.

Impressionen unserer Wanderung

Auch heute versuche ich wieder Jonathan dicht auf den Fersen zu bleiben. Doch er ist um vieles jünger und sein Tempo ist nicht meins. Erst als mein Kreislauf so sehr in die Höhe schießt, dass ich kaum noch atmen kann, mache ich Jonathan darauf aufmerksam. Er hält an, bis ich mich wieder erholt habe. Anschließend gehen wir beide mit etwas reduziertem Tempo weiter

Nach drei Stunden stetigem Aufstieg erreichen wir schließlich den Druidenstein. Dieser Basaltkegel ist ein beeindruckendes Naturwunder und war in vorchristlicher Zeit ein heiliger Ort der Druiden.

Der Druidenstein

Die Legende besagt, dass hier Priesterinnen heilige Handlungen verrichtet haben, die dafür jedem irdischen Verlangen absagen mussten. Eine der Priesterinnen, Tochter eines Stammesfürsten, konnte jedoch ihre Liebe zu einem Jüngling ihres Stammes nicht unterdrücken und lief mit ihm fort. Häscher jagten den Beiden nach. Sie erstachen den Jüngling. Die Priesterin jedoch nahmen sie mit. Sie musste am Druidenstein rituell ihr Blut lassen. Angeblich ist noch heute in Vollmondnächten ihr Klagen von der Opferstätte her bis ins Tal zu hören. Verliebten gilt sie seitdem als Beschützerin in bedrängter Liebe.

eine letzte Anstrengung und nun bin ich am Druidenstein

Ich finde diese Legende sehr interessant, auch wenn ich vermute, dass sie erst später entstanden ist. Nach meinem Kenntnisstand gingen die Kelten sehr offen mit der Sexualität um, anders als es in der Legende beschrieben wird. Für mich hört sich die Geschichte mehr nach einem christlichen Mythos an, der die alte heidnische Kultur verurteilen will.

Christliche Symbole am Druidenstein

Beim Druidenstein deutet nur noch der Name auf seine keltische Vergangenheit hin. Heute sieht man dort christliche Symbole und eine Kreuzigungsszene.

Nach einer kurzen Pause machen wir uns wieder auf den Weg. Wir haben unsere Strecke etwas verkürzt. Nach wie vor geht es jedoch für uns weiter bergauf.

geschmückter Rastplatz

Während unserer Mittagspause treffen wir auf eine sympathische, junge Frau mit zwei großen Hunden. Einer ihrer Hunde ist wohl ziemlich erstaunt, zwei auf einer Bank sitzende Menschen zu entdecken, noch dazu einen davon mit einem großen Hut. Er knurrt und bellt aufgeregt in unsere Richtung.

Laut seiner Besitzerin ist er gerade einmal fünf Monate alt und hat erst vor Kurzem entdeckt, dass er knurren und bellen kann. Sein neu entdecktes Können nutzt er seitdem gerne. Während er nun auf diese Weise laut auf sich aufmerksam macht, springt er an seiner Leine immer wieder ein Stück vor, bleibt einen Augenblick stehen, um dann wieder einen Satz nach hinten auszuführen. Er weiß offensichtlich nicht so recht, wie er sich uns gegenüber verhalten soll.

Im Grunde sieht es lustig aus, wenn er dabei nur nicht so beängstigend groß gewesen wäre. Seine Besitzerin hat ihre beide Hunde jedoch fest an der Leine und während sie langsam und in weitem Abstand an uns vorbei geht, unterhalten wir uns noch eine Weile miteinander. Dann machen auch wir uns wieder auf den Weg

Als wir unser Ziel, Mudersbach, schon vor uns erkennen können, entdecken wir noch etwas Unerwartetes: die Mudersbacher Mariengrotte. Diese Wallfahrtsstätte ist ein beliebtes Ziel für Menschen, die Hilfe bei Krankheiten und in Notlagen suchen.

Die Mudersbacher Mariengrotte

Ich mache noch schnell ein paar Fotos, dann laufen wir weiter und haben schon bald den Bahnhof erreicht.

Alles in allem haben wir heute noch einmal eine anstrengende, aber auch sehr schöne Wanderetappe hinter uns gebracht. Ich habe viel über die Kelten und die Geschichte des Druidensteins gelernt. Und ich habe auch gelernt, dass es wichtig ist, besser auf mich acht zu geben

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