08.06. – Ein Tag der Ruhe und des Yorkshire-Terriers
Meine Wetter-App sagt seit Beginn meiner Reise jeden Tag Regen und Gewitter voraus. Bis gestern lag sie fast immer falsch. Nur zweimal gab es am späten Nachmittag Donnergrollen, als ich schon in der Herberge war. Die Gewitter zogen jedoch vorbei. Einmal nieselte es kurz, als ich die Wäsche aufgehängt hatte. Doch der Spuk war schnell vorbei.

Heute scheint die Sonne. Perfektes Wetter für meinen Ruhetag! Ich erkunde die Umgebung und mache Fotos: von Schafen, Ziegen und einem „riesigen“ Hütehund. Der „Riese“ entpuppt sich als Yorkshire-Terrier. Er tollt zwischen den Schafen herum und benimmt sich wie ein echter Hütehund. Ein lustiger Anblick!
Als ich zur Weide komme, umkreist der kleine Hund gerade eine Schafherde und treibt sie zusammen. Ganz professionell! Ich zücke meine Kamera. Doch der Hund lässt von den Schafen ab, rennt auf mich zu und will begrüßt werden. Ich ignoriere ihn. Ich hoffe auf eine weitere Chance für ein Foto als „Hütehund“. Stattdessen wendet er sich den Ziegen zu und versucht, auch sie zusammenzutreiben. Die Ziegen wehren sich mit ihren Hörnern. Der wendige Terrier weicht geschickt aus und kümmert sich wieder um „seine“ Schafe. Die Schafe scheinen seine Gesellschaft zu genießen. Eine amüsante Vorstellung!

Ich lasse die Tiere in Ruhe und gehe in den Kiefernwald auf der anderen Straßenseite. Ich suche nach weiteren Fotomotiven. Doch der Wald bietet wenig Inspiration. Eine kleine Enttäuschung!
Kurz darauf rufe ich ein Taxi. Ich will noch einmal nach A Fonsagrada fahren. Die Kirche, eine besondere Gasse und ein Haus mit Glockenturm und Turmuhr sind lohnende Fotomotive. Nach einer kurzen Fotosession genieße ich einen Kaffee in einer Bar im Ort. Dann kehre ich zur Herberge zurück.
Jetzt ist Entspannung angesagt. Ich freue mich auf das Pilgermenü am Abend. Es soll besonders gut sein. Eine willkommene Abwechslung!
Morgen geht es weiter. Ich habe den Ruhetag genossen, aber ich freue mich aufs Wandern. Ich vermisse das Unterwegssein. „Mich brennt’s in meinem Reiseschuh“, wie es in einem alten Wanderlied heißt. Eine schöne Vorfreude!
Am frühen Abend zieht ein heftiges Gewitter auf. Der Strom fällt dreimal aus. Ich befürchte, dass das Pilgermenü um 20:30 Uhr ausfallen könnte. Dazu kommt noch Starkregen. Solche Wassermassen habe ich noch nie erlebt! Die Straße steht zentimeterhoch unter Wasser. Einige neu angekommene Pilger sind völlig durchnässt. Sie sehen aus, als wären sie gerade aus der Badewanne gestiegen. Inzwischen hat sich das Wetter beruhigt. Das Wasser ist abgeflossen. Ich bin zuversichtlich, dass das Abendessen stattfinden kann…
…und das Pilgermenü ist wirklich genial! Ich kann aus drei Vorspeisen, drei Hauptgerichten und drei Nachspeisen wählen. Eine tolle Auswahl! Beim Bezahlen erzählt mir der Kellner, dass er selbst mit 25 Jahren Pilger war. Er zeigt mir ein Video auf seinem Smartphone. Es zeigt ihn mit seinem Schäferhund auf dem Camino. Eine schöne Geschichte!
Das Personal in dieser Herberge ist sehr nett und zuvorkommend. Ein gelungener Abschluss des Ruhetages!