Ein Tag im Zeichen des Regens und der Überraschungen
Der vierte Tag in Prag empfängt uns mit einem wenig freundlichen Gesicht: strömender Regen, kühle Temperaturen und ein windiger Himmel. So hatten wir uns unseren heutigen Ausflug zur Prager Burg mit dem Veitsdom und der St. Georgs-Basilika nicht vorgestellt. Aber was soll’s, wir sind ja nicht aus Zucker!

Mit der Straßenbahn durch den Regen
Wir entscheiden uns, mit der Straßenbahnlinie 22 zur Burg zu fahren. Diese Route ist bei Touristen beliebt – und leider auch bei Taschendieben. Schilder warnen uns vor der Gefahr. Ich nehme mir vor, besonders gut auf meine Sachen zu achten. An diesem Tag steht unsere Gruppe also mit Regenschirmen bewaffnet und ein wenig verfroren an der Haltestelle und wartet mit vielen anderen auf die eintreffende Tram. Endlich kommt die Bahn – und sie ist überfüllt! Wir steigen ein, werden von allen Seiten aneinandergepresst.

Missgeschick und neue Erkenntnisse
Drei Stationen später lichtet sich das Gedränge etwas. Ich atme auf, fasse in meine Tasche – und erschrecke. Mein Handy ist weg! Gestohlen, ohne dass ich es bemerkt habe. Wut mischt sich mit einer gewissen Bewunderung für den geschickten Dieb. Ohne Stadtplan und ohne Möglichkeit, jemanden zu kontaktieren heißt es nun, mich eng an meine Gruppe zu halten.

Der Veitsdom: Ein Meisterwerk der Gotik
In der Prager Burg angekommen, suchen wir als Erstes Zuflucht im Veitsdom. Schon von außen beeindruckend, entfaltet er im Inneren seine ganze Pracht. Der hohe Altarraum, das kunstvolle Netzgewölbe, die Strebebögen – ein Meisterwerk der Gotik! Besonders beeindruckend ist das silberne Grabmal des Jan Nepomuk, einem tschechischen Märtyrer. Zwei Tonnen Silber funkeln im Dämmerlicht. Ein prunkvolles Grabmal!

In der Krypta des Veitsdom sind Karl IV. und seine Familie bestattet. Sein kupferner Sarg steht im Zentrum und hebt sich nicht zuletzt durch seine ungewöhnliche Form von den anderen Särgen hier ab. Ein Ort der Geschichte und des Gedenkens.

Ein ungleicher Kampf gegen den Regen
Als wir den Dom verlassen, hat sich das Wetter verschlimmert. Der Wind peitscht den Regen in unser Gesicht. Ich öffne meinen Schirm – ein Fehler. Eine Böe fährt hinein, der Stab knickt, der Schirm bricht. Nutzlos werfe ich ihn in den nächsten Mülleimer. Nun bleibt mir nur noch meine Jacke als Schutz. Ich hoffe, sie hält lange genug durch.

St. Georgs-Basilika – ein Hauch von Geschichte
Durchnässt erreichen wir die St. Georgs-Basilika. Sie ist die älteste Kirche auf dem Burggelände, schlicht und beeindruckend. In der Krypta ruhen die sterblichen Überreste bedeutender Herrscher. Ein Ort der Stille und der Geschichte.

Das Goldene Gässchen – auf den Spuren der Alchemisten
Weiter geht es zum Goldenen Gässchen. Einst wohnten hier die Alchemisten, die im Auftrag Kaiser Rudolfs II. künstliches Gold erschaffen sollten. Heute sind die kleinen, bunten Häuser Touristenmagnete. Auch Franz Kafka lebte hier eine Zeit lang. Die Gasse ist voller Legenden – eine Reise in eine andere Zeit.

Ein historischer Balkon mit großer Bedeutung
Unser nächster Halt: die Deutsche Botschaft. Der Balkon, von dem Hans-Dietrich Genscher 1989 die Ausreise der DDR-Flüchtlinge verkündete, ist weltberühmt. Der Gedanke an diesen bewegenden Moment der Geschichte lässt mich frösteln – oder liegt es doch am Dauerregen?

Aufwärmen mit Grog und Suppe
Inzwischen sind meine Kleidung und ich völlig durchnässt. Höchste Zeit, sich aufzuwärmen! In einem gemütlichen Lokal genießen wir heißen Grog und eine kräftige Suppe. Endlich kehrt ein wenig Wärme zurück. Bevor es zurück ins Hotel geht, kaufe ich mir einen neuen Schirm. Vorsicht ist besser als Nachsicht!

Eine willkommenePause!
Zusammen mit meinem Zimmergenossen will ich es mir danach für den restlichen Nachmittag bei einem Buch in unserem Appartement gemütlich machen. Nicht ohne mir vorher jedoch auf dem Heimweg noch einen neuen Schirm besorgt zu haben. Vorsicht ist besser als Nachsicht!

Ein Abend in der Oper – wider Erwarten ein Genuss
Am Abend steht ein Besuch in der Mozartoper „Die Entführung aus dem Serail“ auf dem Programm. Eigentlich bin ich kein Opernfan, und nach diesem nassen Tag verspüre ich noch weniger Lust darauf. Doch die Atmosphäre des ehrwürdigen Ständetheaters begeistert mich. Die Musik fesselt mich, besonders die tiefe Bass-Stimme des Osmin. Eine unerwartete Freude!

Ein perfekter Abschluss
Nach der Vorstellung lassen wir den Abend bei tschechischem Bier in einer Altstadt-Kneipe ausklingen. Trotz aller Widrigkeiten war es ein ereignisreicher, besonderer Tag. Prag überrascht immer wieder – selbst bei Regen!