10.06. – Ein entspannter Morgen, unerwartete Komplikationen: Die elfte Etappe – 9 km von O Cadavo, Baleira nach Castroverde

Heute steht nur eine kurze Etappe an. Ich breche erst spät auf. Die meisten Pilger haben die Herberge bereits verlassen. Nur die junge Engländerin liegt noch im Bett. Das neuseeländische Paar packt gerade seine Rucksäcke. Ich verabschiede mich und gehe los.

Mein erster Weg führt zur nächsten Bar. Ein ausgiebiges Frühstück muss sein!

Gegen halb acht starte ich. Trotz des späten Starts ist das meine übliche Zeit nach dem Frühstück. Nur neun Kilometer liegen vor mir bis Castroverde. Ein entspannter Tag! In spätestens zwei Stunden werde ich mein Ziel erreichen. Eine optimistische Prognose!

Es geht leicht bergauf, aber nicht so anstrengend wie in den letzten Tagen. An einer Weggabelung treffe ich zwei deutsche Pilger. Sie empfehlen mir den etwas längeren der beiden Wege.

Ich folge ihrem Rat. Der Weg führt durch wunderschönes Grün auf einem Waldweg. Ich komme an einer kleinen Kirche vorbei. Große Strahler sind um die Kirche platziert. Sie wird nachts sicher wunderschön beleuchtet sein. Picknickbänke laden zum Verweilen ein. Der Wald wirkt wie ein gepflegter Park. Gerne hätte ich die Kirche von innen gesehen. Viele alte Kirchen strahlen eine besondere Energie aus. Doch die Kirche ist verschlossen. Eine kleine Enttäuschung!

Im Dorf Vilabade entdecke ich eine weitere Kirche. Diese ist geöffnet. Ich hole mir einen Stempel für meinen Pilgerausweis. Eine schöne Erinnerung!

Gegen 10:30 Uhr erreiche ich Castroverde. Ich finde schnell meine Herberge. Die öffentliche galicische Herberge liegt am Ortseingang, neben einem Bach. Eine ruhige, angenehme Lage. Das geräumige, moderne Gebäude bietet 32 Betten in zwei Schlafsälen. Decken gibt es keine, dafür eine schöne Terrasse. Die Küche ist spartanisch ausgestattet. Die Herberge öffnet erst um 13 Uhr. Ich habe noch viel Zeit. Ich beschließe, einen Kaffee zu trinken. In einer Bar treffe ich das neuseeländische Paar wieder. Sie erzählen, dass die erschöpfte Engländerin die nächste Etappe mit dem Bus zurücklegen will. Wir unterhalten uns und verabschieden uns. Sie laden mich ein, sie bei meinem nächsten Stopp in Lugo in ihrem Hotel zu besuchen. Eine nette Geste!

Nach dem Kaffee erkunde ich den Ort. Ich suche schon jetzt eine Bar für mein Abendessen. Dann gehe ich zur Herberge.

Beim Abendessen erhalte ich eine überraschende E-Mail von der Jugendherberge in Lugo. Ich hatte dort bereits im März gebucht und im Voraus für Bett, Abendessen und Frühstück bezahlt.

Die E-Mail fragt nach meiner Ankunftszeit. Nach meinen bisherigen Erfahrungen sollte ich die 21 Kilometer bis 14 oder 15 Uhr schaffen. Da ich das Gelände aber nicht kenne, antworte ich, dass ich voraussichtlich zwischen 14 und 16 Uhr ankommen werde. Kurz darauf kommt die Antwort: Die Jugendherberge ist sonntags normalerweise nicht besetzt. Ich soll spätestens um 15 Uhr dort sein. Essen gibt es normalerweise nur für Gruppen. Ich soll vor Ort Anweisungen erhalten, wie ich trotzdem etwas bekomme. Eine unerfreuliche Nachricht!

Warum hat mir die Jugendherberge das nicht schon im März mitgeteilt? Warum wurde mir das mit dem Essen nicht gesagt? Damals hätte ich noch problemlos eine alternative Unterkunft finden können. Eine ärgerliche Situation!