12.06. – Landstraßen, Stammbäume und ein Tiertransporter: Die dreizehnte Etappe – 18 km von Lugo nach Bacurin
Ich wache auf und stelle fest: Ich habe wunderbar geschlafen! Die Matratze im Etagenbett war außergewöhnlich bequem. Die beste Nacht seit Beginn meiner Reise! Eine positive Überraschung in der ungewöhnlichen Jugendherberge.






Meine heutige Route führt größtenteils über Landstraßen. Kaum schöne Landschaften! Ich teile einige Gedanken, die mich unterwegs beschäftigen: In den letzten Tagen fragten entfernte Verwandte nach Informationen über unseren Stammbaum. Als sie von meiner Pilgerreise erfuhren, beneideten sie mich. Würden sie das auch noch, wenn sie diesen Weg selbst gehen müssten? Eine interessante Frage!

römischen Meilensteins


Trotzdem weiß ich: Ich werde zurückkehren. „Dir ist nicht mehr zu helfen!“, sagte eine ehemalige Kollegin, nachdem ich von meiner ersten 50-Kilometer-Wanderung begeistert erzählte. „Jetzt habe ich erst Blut geleckt.“ Vielleicht gehe ich den Camino schon nächstes Jahr wieder. Dann wähle ich die Hospitales-Route. Diesmal habe ich mich ihr nicht gewachsen gefühlt. Ich würde die Herbergen und Etappen anders planen. Ich würde den Weg bis nach Finistere gehen, dem „Ende der Welt“. Eine schöne Vorstellung!
Ich komme an einem Bauernhof vorbei. Kühe werden in einen großen Tiertransporter verladen. Die Tiere im Transporter scheinen ihr Schicksal zu ahnen. Vielleicht geraten sie auch durch die beängstigende Umgebung und die Enge in Panik. Man hört sie trampeln und verzweifelt muhen. Einige versuchen, mit ihren Hörnern auszubrechen. Der riesige Wagen schwankt bedenklich. Eine beunruhigende Szene!
Das Schicksal der Tiere berührt mich tief. Haben wir Menschen das Recht, so mit unseren Mitgeschöpfen umzugehen? Fragen ohne Antworten!



In der Herberge O Candido in Bacurin fällt mir zuerst der schöne Park auf. Hängematten laden zur Entspannung ein. Der Reiseführer lobt die Herberge und den Park. Die einfache, private Herberge befindet sich in einem originell eingerichteten Wohnhaus. Sie bietet 18 Etagenbetten in zwei Schlafräumen mit Frühstück, Einzel- und Doppelzimmer mit Frühstück und Bad sowie Dreibettzimmer. In der Küche mit Aufenthaltsraum steht eine Mikrowelle. Abends gibt es ein Pilgermenü. Auch tagsüber können Wanderer hier essen. Ein einladender Ort!



Als ich ankomme, scheint die Sonne. Laut Wetter-App soll das bis 18 Uhr so bleiben. In der Jugendherberge in Lugo konnte ich keine Wäsche waschen. Nun warten zwei Garnituren auf ihre Reinigung. In der Herberge gibt es nur zwei lange Leinen im Freien. Ich hoffe, die Wäsche trocknet vor dem nächsten Regen. Sonst habe ich nur noch die Kleidung, die ich nach der Dusche trage. Eine kleine Herausforderung!
Das Wetter hält sich nicht an die Vorhersage. Kurz nach dem Aufhängen der Wäsche beginnt es in Strömen zu regnen. Der Regen dauert bis in die frühen Morgenstunden. Eine Katastrophe für meine Wäsche! Aber ich lasse mir die Laune nicht verderben. Ich verbringe einen schönen Abend in netter Gesellschaft. Beim Pilgermenü sitze ich mit einer sympathischen Spanierin, einer Chinesin aus Shanghai und einem Pilger aus Wales am Tisch. Wir erzählen, lachen und genießen das Essen und den Rotwein. Ein freundlicher und humorvoller Gastgeber kümmert sich um uns. Eine gelungene Atmosphäre!

In der Herberge ist auch eine spanische Familie mit ihrem Hund. Der Border Collie ist bei allen Gästen beliebt. Das erste Mal treffe ich auf dem Camino einen Pilger mit Hund. Eine nette Begegnung!